"Oh du siehst aber schlecht aus - bist du krank?" - "Nein, ich bin ungeschminkt". Viele kennen diese deprimierende Frage. Ich leider nicht. Bei mir heißt es dann nämlich: "Oha - seit wann schminkst du dich?", " ach so siehst du geschminkt aus" oder "du siehst heute aber mal hübsch aus". Danke. Ja ich schminke mich seit ich zwölf bin. Ich erinnere mich, als wäre es gestern, wie ich mit pink glitzerndem Puder als Liedschatten auf den Augen zielsicher in die Schule stolziert bin und auf dem Weg abgefangen wurde. Julia, angehende Abiturientin hat mich geschnappt, auf die Damentoilette geschleppt und mir das ganze wieder abgewischt hat. Zu meinem Glück vermutlich. Allgemein bin ich jemand, der lieber morgens zehn Minuten länger schläft, als sich mit Mascara, Liedstrich und Rouge rumzuärgern. Manchmal mache ich das aber wirklich gern. Da mache ich mich gern richtig hübsch und stehe Stunden vor dem Spiegel. Und dann bekomme ich zu hören, ich seh irgendwie anders aus. Aber manchmal wäre es wirklich gut, wenn ich so ein Allrounderschminktäschchen dabei hätte. Gestern zum Beispiel. Nach einem fünfzehn Stunden Tag. Da hingen meine Augenringe nämlich bis zum Boden. Und da ist es auch völlig egal, wenn mir bestätigt wird, dass ich aussehe wie ich mich fühle: ungeschminkt und vollkommen fertig. Darum gibt es hier die ungeschminkte Wahrheit: